Publikationen
Jahresbericht IFS ITMS IRMS 2019
Im Berichtsjahr standen Vorbereitungsarbeiten für die nächsten Publikationsprojekte und im Hinblick auf eine neue Datenbank im Zentrum der Arbeiten des Inventars der Fundmünzen der Schweiz (IFS). Daneben beschäftigten uns die nationalen und internationalen Kooperationsprojekte intensiv. Zudem erschienen zwei Bulletins IFS ITMS IRMS und mehrere Aufsätze des IFS-Teams.
1. Wissenschaftliche Tätigkeit
Im Zentrum unserer wissenschaftlichen Tätigkeit standen auch im Berichtsjahr das laufende Erfassen und Aufbereiten von Informationen zu Neufunden der Schweiz und des Fürstentums Liechtenstein, die Unterstützung verschiedener kantonaler Stellen bei allen Aspekten der Münzfundbearbeitung und -verwaltung sowie die Bereinigung des Datenbestandes im Hinblick auf den Ersatz der zentralen Datenbank. Die Bearbeitung von Münzfunden geschieht in der Regel im Rahmen von Kooperationsprojekten mit kantonalen archäologischen Stellen (siehe unten 2. Kooperationen).
Michael Nick führte im Herbstsemester 2019 ein Seminar zu keltischer Numismatik an der Universität Basel durch. Zudem bestritt er eine Sitzung zum selben Thema in einer Lehrveranstaltung zum Übergang Spätlatènezeit/römischer Zeit an der Universität Bern. Rahel C. Ackermann stellte in zwei Lehrveranstaltungen der Universität Zürich das IFS und die Arbeit mit Münzfunden bzw. deren Potential vor.
Das IFS-Team war mit Vorträgen und Postern an Tagungen in Basel, Bellinzona, Bern, Heidenheim (D) und Solothurn präsent. Zudem nahmen wir an Workshops und Tagungen in Basel, Bern, Bellinzona und Vaduz teil. Im Hinblick auf künftige visuelle Darstellungsmöglichkeiten besuchten wir zudem als Team-Weiterbildung die Ausstellung «Invisible Archaeology» im Ägyptischen Museum Turin (I).
Publikationen
Im Berichtsjahr sind zwei Bulletins IFS ITMS IRMS erschienen mit dem Überblick über die Neufunde und die Literatur zu Münzfunden der Jahre 2017–2018. Die Vorbereitungsarbeiten für den Kantonsüberblick Neuenburg sind weit fortgeschritten, der Band soll 2020 fertiggestellt sein. Zudem wurden die Autoren zweier weiterer Bände begleitet.
Des weiteren haben die IFS-MitarbeiterInnen mehrere Artikel in nationalen und internationalen Fachzeitschriften und Sammelbänden verfasst. Hervorgehoben seien vier Beiträge von IFS-MitarbeiterInnen zu verschiedenen Fundgruppen in der Monographie der Kantonsarchäologie Zürich zu den Prospektionsfunden von Rheinau, die im Auftrag des Münzkabinetts Winterthur verfasst wurden, und ein Artikel zu Münzfunden aus Studen-Petinesca, die während der Grabungen der Universität Bern entdeckt wurden. Zudem hat Lorenzo Fedel die Horte von Montet FR und Barberêche FR zur Publikation in den Freiburger Heften für Archäologie vorbereitet. Die vollständige Publikationsliste ist über die Homepage des IFS einsehbar.
2. Kooperationen und internationale Beziehungen
Der Grossteil der wissenschaftlichen Arbeiten des IFS erfolgt im Rahmen von Kooperationsprojekten mit archäologischen Ämtern der Schweiz. Das IFS ist in mehreren Kantonen direkt in die Fundmünzenbearbeitung integriert. Für diese Aufgaben stehen neben dem IFS-Team weitere Fachleute zur Verfügung, im Berichtsjahr insbesondere Nicole Beuret, Andrea Casoli, Olivia Denk, Hugo Doppler, Stephen Doswald, Regine Fellmann, Jacqueline Lauper, Markus Peter, Fanny Puthod, Christian Schinzel und Pierre Zanchi.
Die Grossprojekte konzentrierten sich im Berichtsjahr auf die Kantone Aargau, Bern, Tessin und St. Gallen. Die Photoarbeiten für den Hort von Ueken AG haben begonnen; parallel dazu wird der Katalog überprüft. Für die Münzreihe von Vindonissa AG wurden punktuell Münzen des 4. Jahrhunderts nacherfasst; im Dezember konnten wir zudem einen dreitägigen Workshop zu den Münzen des Kaisers Traianus (98–117 n. Chr.) und deren Bedeutung im Zusammenhang mit der Auflassung des Legionslagers durchführen und dafür den Spezialisten Bernhard Woytek, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien, einladen.
Keltische Prospektionsfunde aus Bern-Enge und aus Roggwil BE wurden in Kooperation mit dem Archäologischen Dienst Bern durch Michael Nick bearbeitet und zur Publikation vorbereitet. Markus Peter hat den Katalog der Münzen aus dem Mithräum von Kempraten SG abgeschlossen, die Auswertung im Rahmen eines interdisziplinären Projektes der Kantonsarchäologie St. Gallen hat begonnen. Des weiteren konnten wir mit der Kantonsarchäologie Solothurn zusammen den mittelalterlichen Hortfund von Niedergösgen photographisch dokumentieren und für die Archäologie Baselland den im Sommer 2019 entdeckten römischen Silberhort von Pratteln einer Erstdurchsicht und -dokumentation unterziehen. Einen grösseren Einsatz gab es in Bellinzona: Gemeinsam mit Mitarbeitenden des Ufficio dei beni culturali haben wir den Hort von Orselina TI inventarisiert und die Dokumentation vor der Restaurierung erstellt.
Das IFS engagiert sich in den nationalen Vernetzungsinitiativen. Hervorzuheben sind insbesondere die Mitarbeit am Fachportal Altertumswissenschaften und im «Netzwerk Archäologie Schweiz» (NAS); im Rahmen des NAS beteiligen wir uns aktiv an der Vorbereitung der Tagung DIGIARCH2020, die im Juni 2020 in Zürich durchgeführt werden wird. Wir sind zudem im Vorstand der Schweizerischen Numismatischen Gesellschaft (SNG) sowie der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Fundmünzen (SAF) vertreten.
Internationale Kooperationen
Das IFS ist weiterhin in den Gremien des European Coin Find Network (ECFN), von nomisma.org und der «DARIAH-EU WG Digital numismatics» engagiert. Damit sind wir in die drei wichtigsten Linked Open Data-Initiativen der Numismatik involviert. Das IFS ist insbesondere in der Entwicklung von Normdaten zur keltischen Numismatik, zu Typen des 4. Jahrhunderts und zur Nachantike engagiert.
Die Tagung der European Association of Archaeologists (EAA) in Bern wurde genutzt, um Kontakte zu knüpfen; hier konnten auch die Tuchplomben aus Schweizer Funden im gesamteuropäischen Zusammenhang diskutiert werden.
3. Öffentlichkeitsarbeit
Im Berichtsjahr stellte das IFS seine Tätigkeit einer breiten Öffentlichkeit am Römerfest Augusta Raurica vor. Vorträge vor Publikumsgesellschaften in Basel, Bellinzona und Heidenheim (D) wurden ebenfalls genutzt, um auf das IFS und seine Aufgaben aufmerksam zu machen.
Unsere Homepage ist das wichtigste Schaufenster gegen aussen. Insbesondere die online zugänglichen Publikationen sowie «Münzen online» und die «Archivalien online» werden regelmässig genutzt. Materialien und viele Informationen ergänzen das Angebot.
4. Administration
Das Jahr 2019 war ein intensives Jahr für das IFS-Team. Michael Matzke fiel aus gesundheitlichen Gründen aus; als Ersatz konnte befristet Lorenzo Fedel eingestellt werden. Ab Sommer wurde die Hilfsassistenz wiederbesetzt: Jonas von Felten unterstützt das Team insbesondere in digitalen Bereichen. Im Sommer verliess Jacqueline Lauper das IFS, um sich neu zu orientieren; ihr Pensum als Münzfundbearbeiterin für den Archäologischen Dienst Bern übernahm Fanny Puthod.
Ende 2019 betragen die planmässigen Arbeitspensen 300 Stellenprozente. Über projektbezogene Assistenzen und über Forschungskooperationsmittel konnten weitere ca. 110 Stellenprozente besetzt werden. Für die laufenden Kooperationsprojekte in den Kantonen Aargau, Basel-Stadt, Basel-Land, Bern, Jura, Luzern, Obwalden, St. Gallen, Schaffhausen, Solothurn, Tessin, Uri und Zug konnten wir wiederum auf Studierende und auf externe Fachpersonen zurückgreifen. Wir danken allen für ihren grossen Einsatz!
Die Kommission traf sich zwei Mal, um die laufenden Geschäfte zu behandeln, weiteres wurde auf dem Zirkularweg erledigt. Der Kommissionspräsident Markus Peter informierte sich regelmässig über die laufenden Arbeiten und stand zudem als Fachreferent zur Verfügung. Für die gewohnt kompetente und sorgfältige Finanz- und Personaladministration danken wir dem SAGW-Team und insbesondere Herrn Tom Hertig herzlich.
5. Planung/Vorschau
Im kommenden Jahr gilt es, einige der grossen Kooperationsprojekte abzuschliessen und diejenigen Publikationsprojekte voranzutreiben, die noch aus den bestehenden Datenbanken heraus produziert werden sollen. Die Arbeiten für die neue Datenbank werden zentral sein. Die nationalen und internationalen Netzwerke sollen weiter gepflegt werden, denn dieser Austausch ist für unsere Arbeit äusserst anregend und für das IFS von grosser Wichtigkeit. Nur mit dem IFS-Kernteam können wir diese Aufgaben nicht erfüllen: Wir sind froh, auch im Jahr 2020 auf ein Netz von KollegInnen und Studierenden zurückgreifen zu können, das die Projekte und Anliegen des IFS unterstützt und mitträgt.