Publikationen
Jahresbericht IFS ITMS IRMS 2012
Drei Höhepunkte bescherte uns das Berichtsjahr: Am Jahresanfang feierten wir das zwanzigjährige Bestehen des IFS, im März wurde in Liestal ein neu entdeckter keltischer Silberhort präsentiert, dessen wissenschaftliche Bearbeitung das IFS übernimmt, und im November konnten wir in Bellinzona unsere zehnte Monographie vorstellen (siehe unten Publikationen und Kastentext).
Die Kommission trat im Berichtsjahr zwei Mal für die laufenden Geschäfte zusammen, Weiteres wurde auf dem Zirkularweg erledigt. Der Kommissionspräsident Markus Peter informierte sich zudem regelmässig über den laufenden Betrieb.
Nathalie Wolfe und Christian Weiss haben sich sehr gut ins IFS-Team integriert. Der gemeinsame Besuch einer archäologisch-numismatischen Sonderausstellung in Zug, das jährlich stattfindende Perspektiven-Gespräch zusammen mit M. Peter, das Vernissage- und das Weihnachtsessen ermöglichten auch Gedankenaustausch in lockerem Rahmen. Leider verliess N. Wolfe auf Ende Jahr die Schweiz; sie wird aber weiterhin auf Mandatsbasis für das IFS tätig sein.
Ende 2012 war das IFS mit 290 Stellenprozenten besetzt; weitere ca. 130% sind über Drittmittel finanziert. Neben den laufenden Aufträgen in der Fundmünzenbearbeitung der Kantone Bern, Zug und Basel wurden so das Kelten-, das Aventicum-, das Theodulpass- und das Baselbieter Fundmünzen-Projekt weitergeführt. Neu kamen Aufträge in der Fundmünzenbearbeitung der Kantone Aargau, St. Gallen und Uri hinzu sowie ein grösseres Projekt im Baselbiet (siehe unten Forschungsprojekte). Im Rahmen zweier Assistenzen konnten zudem die Neuordnung unserer Handbibliothek fortgesetzt sowie weitere publizierte Fundmünzenbestände aus verschiedenen Kantonen digitalisiert werden.
Auch im Berichtsjahr besorgte die SAGW für uns die Finanz- und Personaladministration; wir danken dem SAGW-Team und insbesondere A. Hofer-Weyeneth herzlich für die gute und stets freundliche Zusammenarbeit und die vielfältige Unterstützung.
Wissenschaftliche Tätigkeit
Viele kleine und auch grössere Anfragen aus dem In- und Ausland prägten auch im Berichtsjahr den Alltag. Sie kamen aus universitärem Umfeld, aus Kantonsarchäologien und Museen, aber auch von Privatpersonen und betrafen alle Bereiche der Münz- und Geldgeschichte sowie der archäologischen Numismatik. Die internationalen Kontakte, u. a. im Hinblick auf die gemeinsame Erschliessung der europäischen Fundmünzen, wurden intensiviert.
Die Betreuung der wachsenden Anzahl von Nutzern unserer FileMaker-Applikation NINNO und der Ausbau der webbasierten Auswertungsfunktionen durch André Barmasse waren weiterere Schwerpunkte. Auch die jährliche Datenerhebung für das Bulletin IFS ITMS IRMS in Zusammenarbeit mit den kantonalen Stellen und vor allem die Vorbereitungsarbeiten für unsere nächsten Publikationen waren zeitintensiv: Neben den Abschlussarbeiten für den Tessiner Band wurde die KantonsUebersicht Neuenburg neu aufgegleist, von den Fundmünzen im Cabinet de numismatique im Musée d’Art et d’Histoire de Neuchâtel wurden Publikationsphotos erstellt, und die Inventarisierungsarbeiten gingen – mit finanzieller Unterstützung durch den Bund über Mittel des Kulturgüterschutzes (KGS) – voran. Weitere Roh-Manuskripte wurden evaluiert.
Tagungen und Vorträge
Die Mitarbeitenden des IFS stellten das Unternehmen und ihre laufenden Projekte an mehreren Tagungen im In- und Ausland vor, u. a. Michael Nick in Zürich, José Diaz Tabernero in Sion und Rahel C. Ackermann in Wien und Hall in Tirol. An der Jahresversammlung der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Fundmünzen (SAF) in Frauenfeld referierten alle fünf wissenschaftlichen MitarbeiterInnen über ihre jeweiligen Arbeitsbereiche; diese sowie die Tagungen der Schweizerischen Numismatischen Gesellschaft (SNG) wurden von M. Nick und N. Wolfe bzw. von J. Diaz und Ch. Weiss im Rahmen ihrer jeweiligen Vorstandstätigkeit mitorganisiert.
Forschungsprojekte
Die umfangreicheren, zum grossen Teil über Drittmittel finanzierten Projekte decken alle Epochen ab. Über Sondermittel der SAGW konnten das Kelten- und das Aventicum-Projekt weitergeführt werden: Das Manuskript zu den keltischen Münzfunden der Schweiz steht kurz vor dem Abschluss, während in Avenches die Katalogisierung der Münzen aus den römischen Heiligtümern fortgesetzt wurde. In Baselland wurde neben der Aufarbeitung der Fundmünzen ein weiteres Projekt zu einer neuen Fundstelle in Füllinsdorf eingereicht, wo neben einem keltischen Silberhort auch römische Münzen entdeckt wurden. Vorarbeiten von M. Nick ermöglichten der Kantonsarchäologie Baselland eine erste Einordnung des Hortes und dessen Präsentation in einer Sonderausstellung, die auch international ein grosses Medienecho hervorrief. Der Swisslos-Fonds Baselland sowie die Freiwillige Akademische Gesellschaft Basel (FAG) unterstützen auch dieses Projekt grosszügig. Im Rahmen kleinerer Aufträge wurden Münzfunde aus den Kantonen St. Gallen, Tessin und Uri aufgearbeitet.
Publikationen
Im Berichtsjahr erschien der zehnte Band unserer Reihe «Inventar der Fundmünzen der Schweiz» zu den Münzfunden aus den Tessiner Kirchen. Dies ist der erste IFS-Band in italienischer Sprache und zugleich der erste in Farbe. An der gut besuchten Vernissage in Bellinzona fand ein langjähriges Projekt seinen würdigen Abschluss: 1999 erstellten wir das Konzept, die erste Inventarisierung der über 1’000 Münzen erfolgte 2000–2002 über Sondermittel der SAGW. Die Druckkosten wurden weitgehend vom Kanton Tessin übernommen. Der Band wurde gerade auch von unseren italienischen Kolleginnen und Kollegen sehr gut aufgenommen. – Vorbereitungsarbeiten zu weiteren IFS-Bänden sind im Gang.
Das Bulletin IFS ITMS IRMS 18, 2011 erschien Ende Januar, das Bulletin 19, 2012 im Dezember; wir danken der SNG für die finanzielle Unterstützung und den Versand zusammen mit den Münzblättern.
Daneben erschienen mehrere Artikel und Beiträge der IFS-Mitarbeitenden in verschiedenen Fachzeitschriften und archäologischen Publikationen.
Öffentlichkeitsarbeit
M. Nick und Ch. Weiss führten je eine numismatische Lehrveranstaltung zu numismatischen Themen an den Universitäten Basel resp. Bern durch. Der breiten Öffentlickeit präsentierten wir uns am Römertag in Brugg/Vindonissa und am Römerfest in Augusta Raurica sowie in der Ausstellung zum Füllinsdorfer Keltenhort in Liestal.
Der wichtigste Auftritt gegen aussen ist unsere mehrsprachige Homepage, auf der wir Informationen und Materialien zur archäologischen Numismatik bereit stellen. Neu sind knapp 20’000 Münzen online als Datenbank aufgeschaltet, über 15’000 davon aus Augusta Raurica, darunter sehr viel unpubliziertes Material.
Rückblick und Ausblick
Die Publikation der zehnten Monographie schloss eines der Projekte ab, die uns über viele Jahre begleitet hatten; es zeigte uns personell und inhaltlich immer wieder die engen Grenzen unserer kleinen Institution auf. Grossprojekte ohne Drittelmittel(teil)finanzierung für zusätzliche Stellenprozente sind neben den vielfältigen und stets wachsenden Alltagsarbeiten kaum mehr zu bewältigen. In den nächsten Jahren wollen wir weitere laufende Projekte abschliessen und publizieren und damit wieder freie Kapazitäten für Neues schaffen. Die Kooperationen mit verschiedenen Kantonsarchäologien und Universitäten, die sich im Berichtsjahr intensiviert haben, sollen weitergeführt und ausgebaut werden. Darunter fällt auch die sukzessive online-Schaltung von Fundmünzenbeständen, so dass diese allen Interessierten zur Verfügung stehen.
Gerade in der internationalen Zusammenarbeit ist viel Potential vorhanden, das wir für uns aber erst nutzbar machen können, wenn wir unsere «Hausaufgaben» erledigt haben. Dazu gehört auch die Ergänzung des IFS-Teams und die gezielte Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, indem wir Praktika und (Hilfs-)Assistenzen anbieten. Wir freuen uns auf die Herausforderungen der nächsten Jahre!
IFS ITMS IRMS 10 ist erschienen!
Das Ufficio dei beni culturali (UBC) lud am 20. November 2012 nach Bellinzona ein, um in einem feierlichen Festakt unseren Band zu den Münzfunden aus 61 Tessiner Kirchen vorzustellen. Viele hatten zu diesem Werk beigetragen, von denen die meisten auch anwesend waren: Die erste Katalogisierung der über 1’000 Münzen erfolgte in den Jahren 2000–2002 durch H.-U. Geiger, basierend auf umfangreichen Vorarbeiten von N. Quadri, UBC. S. Doswald bearbeitete die religiösen Medaillen. J. Diaz, unterstützt durch M. Matzke, redigierte und aktualisierte den Katalog einige Jahre später und ergänzte ihn um die Neufunde. L. Mosetti und M. Morinini Pè, UBC, verfassten auf Grund der Grabungsdokumentationen Einleitungstexte zu den einzelnen Kirchen und stellten – wo möglich – die Münzen in ihren archäologischen Kontext. Kommentare von R. Cardani, J. Diaz, M. Matzke und S. Doswald stellen das Fundmaterial in einen grösseren Zusammenhang. Für die Münzphotos und das Layout konnten wir wiederum mit F. Schwaller, Th. Wollmann und M. Jenny zusammenarbeiten. L. Bertolaccini und A. Andreetta besorgten die Übersetzungen und die sprachliche Redaktion.
Über 12 Jahre lagen zwischen Projektformulierung und Publikation. In diesem Zeitraum hatte sich auch der Forschungsstand zu den norditalienischen Prägungen, die etwa zwei Drittel des Fundmaterials ausmachen, stark verändert und erlaubte eine genauere chronologische Gliederung des Materials, als es zu Projektbeginn möglich gewesen wäre. Insbesondere J. Diaz sei gedankt für seine Zähigkeit und seine Beharrlichkeit, mit der er dieses Projekt zu einem guten Abschluss brachte.
Das Ende ist der Anfang: Bereits läuft ein weiteres Projekt zusammen mit dem UBC, J. Diaz wird 2013 die nach Manuskriptabschluss gefundenen 33 Münzen und religiösen Medaillen aus der Pfarrkirche SS. Lorenzo e Agata in Rossura publizieren. Weitere Kooperationen werden wir 2013 evaluieren.
Rahel C. Ackermann