Publikationen
Jahresbericht IFS ITMS IRMS 2007
Die Kommission für das Inventar der Fundmünzen der Schweiz traf sich im Berichtsjahr zwei Mal, um die laufenden Geschäfte zu erledigen. Die Erneuerung der Kommission wurde fortgeführt: Prof. Dr. Michel Fuchs, Universität Lausanne, und Dr. Michael Matzke, Konservator des Münzkabinetts am Historischen Museum Basel, haben ihre Tätigkeit aufgenommen. Leider hat Dr. Martin Hartmann demissioniert. Seit der Gründung der Kommission hat er das IFS begleitet; wir werden seine wohldurchdachten, praktischen Anregungen vermissen. – Der Kommissionspräsident Dr. Markus Peter informierte sich regelmässig in Treffen mit der Leiterin Rahel C. Ackermann und mit dem Team über die laufenden Geschäfte; im Rahmen unseres SNF-Projektes zu keltischen Münzen in der Schweiz (s. u. Kastentext) und eines IFS-Mandats für die Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt hat sich auch die konkrete Zusammenarbeit intensiviert.
Das gut aufeinander eingespielte Team ist unverändert. Aus gesundheitlichen Gründen fiel die Leiterin während mehrerer Monate teilweise aus. Das kleine Team (total 230 Stellenprozente) konnte die Lücke nur zum Teil kompensieren; es kam zu Verzögerungen gegenüber dem Arbeitsplan.
Für das Finanzwesen und die Personaladministration konnten wir auch im Berichtsjahr auf die stets freundliche Unterstützung durch Frau Annemarie Hofer und weitere Mitarbeiterinnen der SAGW zählen; ihnen sei an dieser Stelle herzlich gedankt.
Auch im Berichtsjahr konnten wir einige Mandate an Personen ausgeben, mit denen wir seit mehreren Jahren zusammenarbeiten: Die Pflege und Weiterentwicklung unserer Datenbanken, die laufenden Publikationsprojekte sowie die Übersetzung unseres Flyers und unserer Broschüre ins Italienische wäre ohne diese Personen nicht möglich gewesen.
Wissenschaftliche Tätigkeit
NINNO, unsere Filemaker-Applikation, ist inzwischen in den Kantonen Aargau, Basel-Stadt und Zürich sowie für den Jura, St. Gallen, das Tessin und die Innerschweiz im Einsatz. Der Kanton Baselland hat unsere Erfassungsmasken und -kriterien in seine neue Archäologie- und Museumssoftware übernommen; damit ist zukünftig der Datenaustausch sehr stark vereinfacht. Insgesamt sind bereits rund 9’200 Münzen in NINNO erfasst. – Die Weiterentwicklung zur zweisprachigen Version (französisch-deutsch) mit verbesserter Bildintegration ist in Angriff genommen.
Die Weiterentwicklung unserer Hauptdatenbank IFSA hat sich leider weiter verzögert. Die beauftragte Firma fand kaum die Zeit, im Berichtsjahr mehr als die dringendsten Wartungsarbeiten durchzuführen. Insbesondere die fehlenden Abfragemöglichkeiten und der noch nicht ausprogrammierte Publikationsprozess behindern unsere Alltagsarbeit und verzögern unsere Publikationen.
Auf die Ergänzung unserer Bibliothek haben wir im Berichtsjahr besonders geachtet. So konnten wir einige archäologische. Jahresberichte und Publikationen mit Münzfunden rückwirkend im Schriftentausch beziehen oder günstig erwerben. Der Bibliotheksbestand kann über unsere Homepage konsultiert werden und dient so nicht nur unserer Alltagsarbeit, sondern ist auch für andere Numismatiker und Archäologen erschlossen.
Der Archäologische Dienst Bern hob 2006 die Teilzeitstelle für die Fundmünzenbearbeitung auf und hat diese Aufgabe inzwischen als Mandat demIFS übertragen. Seit April 2007 beschäftigt das IFS die bisherige Fundmünzenbearbeiterin Susanne Frey-Kupper mit einem 40%-Pensum; ihr Arbeitsplatz ist im Archäologischen Dienst. So bleibt die enge Zusammenarbeit zwischen Archäologie, Restaurierung und Fundmünzenbearbeitung gewährleistet. Die Vereinbarung wurde auf vorerst drei Jahre abgeschlossen. – Über weitere Mandate bearbeitet Stephen Doswald die Fundmünzen des Kantons Zug und M. Nick die keltischen bzw. M. Peter die römischen Fundmünzen des Kantons Basel-Stadt.
Tagungen und Vorträge
Das IFS-Team hat an verschiedenen Tagungen und Kolloquien im In- und Ausland teilgenommen und 5 Vorträge gehalten. Zwei Tagungen haben wir mitorganisiert.
Hervorzuheben sind zwei Gastreferate in universitären Übungen: M. Nick führte in die keltische Numismatik ein im Rahmen eines Seminars zur antiken Numismatik an der Universität Basel, R. C. Ackermann referierte zur Münzproduktion der Herrschaft Haldenstein im Rahmen einer numismatischen Übung der Universität Zürich zur Münzproduktion im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit.
Forschungsprojekte
Im April erhielten wir die Zusage des Schweizerischen Nationalfonds, dass unser Projekt zu keltischen Münzen in der Schweiz mit einigen Kürzungen bewilligt wurde. M. Nick nahm die Arbeit im Juli auf (s. u. Kastentext). Damit startete das umfangreichste Forschungsprojekt, das unsere Institution je in Angriff nahm.
Im Rahmen eines weiteren Projektes arbeiten wir zusammen mit dem Historischen Museum Basel und der Archäologischen Bodenforschung Basel-Stadt die mittelalterlichen und neuzeitlichen Fundmünzen aus dem Kanton Basel-Stadt auf. Ziel ist eine Publikation in unserer Reihe.
Daneben laufen weitere kleinere Projekte. U. a. bearbeitete J. Diaz im Auftrag der Kantonsarchäologie St. Gallen einige römische Münzen von der Wartau, die in Privatbesitz waren und erst nach Erscheinen seines numismatischen Beitrages im ersten Bandes der Grabungspublikation gemeldet wurden.
Publikationen
Im Berichtsjahr haben Carol Mages und R. C. Ackermann zwei Bulletins IFS ITMS IRMS fertiggestellt: Bulletin 13, 2006 wurde zusammen mit dem Septemberheft der Schweizer Münzblätter verschickt, Bulletin 14, 2007 ging noch im Dezember in die Druckerei und wird im Januar 2008 ausgeliefert. Somit haben wir den Rückstand durch die Datenbankumstellung wieder aufgeholt. Im Bulletin 14, 2006 haben wir zudem einen ausführlichen Kommentar von L. Fedel zu einer Münze integriert, die 2006 dank seiner Vermittlung ans Office du patrimoine historique du Jura abgegeben wurde. Wir planen, diese ausführlicheren Regesten fortzuführen. – Wie bisher übernahm die Schweizerische Numismatische Gesellschaft (SNG) den Versand mit den Münzblättern und unterstützte die Bulletins mit einem namhaften Betrag; auch an dieser Stelle sei ihr sehr gedankt.
Consuelo Keller hat unseren Flyer und die Broschüre ins Italienische übersetzt; Christian Krug hat sie mit der gewohnten Sorgfalt gesetzt. Nun stehen die Kurzinformationen zu unserer Institution in allen drei Landessprachen auf unserer Homepage als Download bereit.
Wie gewohnt erschien eine Reihe von Artikeln in wissenschaftlichen Zeitschriften, verfasst durch J. Diaz, M. Nick und R. C. Ackermann. Besonders hingewiesen sei auf einen gemeinsamen Artikel von M. Nick und J. Diaz in den Schweizer Münzblättern, in dem sie Ergebnisse der Untersuchungen von Münzfunden am Paul Scherrer-Institut (PSI), Villigen während der letzten Jahre zusammenstellen und die zusätzlich gewonnenen Informationen kritisch hinterfragen.
Öffentlichkeitsarbeit
Wichtigstes Organ für die Öffentlichkeitsarbeit ist unsere Hompage, betreut von André Barmasse. Im Berichtsjahr wurden mehrere Artikel des IFS-Teams und weiterer Personen sowie unser Bulletin IFS ITMS IRMS 13, 2006 als Downloads aufgeschaltet: Wir bauen unsere Homepage gezielt als Open Access-Portal für die Schweizer Fundmünzen-Numismatik aus.
Öffentliche Vorträge dienen der Verbreitung der Anliegen und Aufgaben des IFS auch ausserhalb unserer Fachkreise. J. Diaz sprach in Sursee über den regionalen Münzumlauf im Mittelalter und in der Neuzeit, und M. Nick gab in Basel einen Überblick über die keltischen Münzen am südlichen Oberrhein. – An den Römertagen in Brugg und in Augst war das IFS je mit einem Informationsstand vertreten, an denen wir auch über unser Kartenspiel ANNO DOMINI – Münzen (vgl. Jahresbericht SAGW 2002, S. 252) den Kontakt mit den Festbesuchern suchten.
Numismatische Ausstellungen sind ein weiterer wichtiger Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. J. Diaz wurde vom neu eingerichteten Museum im Rathaus Sursee als Fachreferent für Numismatik beigezogen, und R. C. Ackermann hat Münzbeschreibungen eine Ausstellung der Kantonsarchäologie Basel-Landschaft im Schloss Reichenstein, Arlesheim unterstützt.
Rahel C. Ackermann
Die keltischen Fundmünzen der Schweiz
Im März 2007 wurde vom Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der Wissenschaften ein vom IFS beantragtes Forschungsprojekt bewilligt, welches den Titel «Die keltischen Fundmünzen der Schweiz – Katalog und Auswertung» trägt. Ziel des Projektes ist die Katalogisierung und Auswertung möglichst aller nachweisbarer in der Schweiz gefundenen keltischen Münzen. Der Katalog und die Ergebnisse der Auswertung sollen anschliessend in der Monographien-Reihe des IFS publiziert werden.
Zahlreiche Neufunde, z. B. aus den keltischen Siedlungen von Basel-Gasfabrik, Rheinau, Bern-Engehalbinsel, Vindonissa usw., versprechen viele neue Erkenntnisse zum spätlatènezeitlichen Geldverkehr. Fragen zum wirtschaftlichen Verhältnis Grosssiedlung – Umland, zur Funktion der Münzen, aber auch zur Chronologie (z. B. Vergleich Rheinau – Altenburg) können auf dieser Basis grundlegend angegangen werden.
Das Projekt ist im Juli 2007 angelaufen und auf drei Jahre ausgelegt. Der Stand im Dezember 2007 ist folgender:
- Konzepte zur Aufnahme der einzelnen Kantone sind aufgestellt.
- Richtlinien zur einheitlichen Aufnahme der Fundmünzen sind festgelegt.
- Sämtliche publizierten und teilpublizierten keltischen Münzen des Kantons Basel-Stadt sind in NINNO erfasst (181 Ex. BS-Gasfabrik; ca. 270 Ex. BS-Münsterhügel).
- Über die laufende Fundmünzenbestimmung des Kantons BS wurden ca. 300 Neufunde von Basel in NINNO erfasst.
- Verschiedene kantonale Stellen wurden angefragt und die Fundmünzen der entsprechenden Kantone aufgenommen: Die Bearbeitung in den Kantonen GL, NW, OW, SZ, UR ist bereits abgeschlossen.
- Die Aufnahme der Kantone AG, BE, BL, SO sowie Avenches durch S. Frey-Kupper, H. W. Doppler und M. Peter ist im Gange.
- Zusätzlich wurden über ein weiteres Projekt (Fundmünzenbearbeitung des Kantons ZH über das Münzkabinett Winterthur) die keltischen Münzfunde (bis 2006) aus der keltischen Siedlung von Rheinau erschlossen, die in das SNF-Projekt einfliessen können.
- Einige Vergleichsreihen aus dem Ausland (D, F) wurden erschlossen.
- M. Nick war an zwei Tagungen (Bonn, Frankfurt), um das Projekt bzw. den methodischen Rahmen dazu vorzustellen.
Michael Nick