Die archäologische Numismatik ist ein interdisziplinäres Forschungsfeld, das Erkenntnisse aus verschiedenen Wissenschaften nutzt, um Fundmünzen in ihrem historischen Kontext zu analysieren. Dabei kommen Methoden der Archäologie, der klassischen Numismatik, der Geschichtswissenschaften, der Materialkunde, der Geoinformatik, der Soziologie und vieler weiterer Fachbereiche zum Einsatz.
Der Fundkontext als Schlüssel zur Interpretation
Archäologie und Denkmalpflege
Die enge Verbindung zwischen Fundmünzennumismatik, Archäologie und Denkmalpflege ist grundlegend. Münzen werden auf Ausgrabungen und Bauuntersuchungen häufig in archäologischen Schichten oder baulichen Kontexten gefunden, wodurch sie zur Datierung der Befunde beitragen können. Gleichzeitig gibt der Fundort Hinweise auf die Funktion der Münze: War sie Teil eines Schatzfundes, eine Opfergabe oder einfach verlorenes Geld?
Münzen als historische Quellen
Geschichtswissenschaften
Die Geschichtswissenschaften nutzen Fundmünzen, um historische Ereignisse wie Machtwechsel, Währungsreformen oder Inflation zu analysieren. So können etwa Änderungen im Münzumlauf auf Kriege oder die Verlagerung von Handelsverbindungen hindeuten. Im Gegenzug nutzt die archäologische Numismatik die historische Überlieferung bei der Interpretation der Münzfunde, etwa bei der Analyse von Verbreitungsbildern einzelner Münztypen.
Die Entzifferung von Münzlegenden
Epigrafik
Viele Münzen tragen lateinische, griechische oder andere Inschriften, die Hinweise auf ihre Herausgeber und Funktion geben. Die Epigrafik hilft dabei, diese oftmals abgekürzten Texte zu entziffern und sprachlich sowie historisch einzuordnen.
Herkunft und Zusammensetzung des Münzmetalls
Materialwissenschaften
Die Analyse der Metallzusammensetzung einer Münze kann sie als zeitgenössische oder moderne Fälschung entlarven, aber auch Hinweise auf die Herkunft des verwendeten Metalls liefern. Veränderungen in der Metallzusammensetzung lassen Rückschlüsse auf wirtschaftliche Krisen oder Veränderungen in der Münzprägung zu, etwa wenn Silber durch billigere Metalle ersetzt wurde.
Fundmünzen in ihrem geographischen Kontext
Geoinformatik
Moderne Geoinformationssysteme (GIS) ermöglichen es, Fundmünzen kartografisch zu erfassen und zu analysieren. So lassen sich Handelsrouten rekonstruieren oder regionale Unterschiede im Geldumlauf erkennen. GIS-Analysen helfen auch bei der Identifikation von Münzverbreitungsmustern, die in Verbindung mit Handelsplätzen oder Heerwegen stehen können.
Muster in grossen Datenmengen erkennen
Digital Humanities
Die zunehmende Digitalisierung von Fundmünzen-Datenbanken erlaubt es, grosse Mengen an Münzfunden zu analysieren. Statistik und Machine Learning helfen dabei, Muster zu erkennen, etwa welche Münztypen in bestimmten Zeiträumen besonders häufig auftreten oder wie sich Währungen in Krisenzeiten veränderten. Aber auch grossangelegte typologische Studien werden möglich.